
Jens Rösler wurde 1969 in Magdeburg geboren. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter. Mit seiner Familie lebt er in Magdeburg Ost und arbeitet in der Finanzverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt. Jens Rösler wurde 2009 zum Stadtrat gewählt und nach der Kommunalwahl 2014 zum Vorsitzenden der SPD-Stadtratsfraktion bestimmt. Er ist zudem Mitglied im Finanz- und Grundstücksausschuss und im Verwaltungsausschuss sowie in verschiedenen anderen Gremien der Stadt.
- Mitglied der Gewerkschaft Verdi.
- Von 2008-2012 Vorstandsvorsitzender des Berufsbildungsträgers BAJ Magdeburg e.V.
- Seit 2009 Mitglied der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) Sachsen-Anhalt.
- Von 2012-2018 Sprecher der Gemeinwesenarbeit (GWA) Ostelbien. Dort und in anderen GWA-Gruppen ist Jens Rösler bis heute aktiv.
Website: https://jensroesler.de/
Ein großes Anliegen ist für mich der barrierefreie Ausbau der Haltestellen. Immer noch sind die Hürden für Familien mit Kinderwagen, für ältere Menschen und für Menschen mit Behinderungen zu hoch. Als Oberbürgermeister will ich mindestens zehn Haltestellen pro Jahr barrierefrei umbauen.
Jens Rösler
Frage 1: Benutzen Sie selbst regelmäßig die öffentlichen Verkehrsmittel? Wenn nicht: Was hält Sie (bisher) von der Mitfahrt ab?
Jens Rösler: Ich würde gern häufiger öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. In meinem Alltag bin ich oft darauf angewiesen, schnell und vor allem flexibel von einem Ort zum nächsten Ort zu gelangen. Insbesondere bei Terminen, die außerhalb von Magdeburg stattfinden, bin ich auf das Auto angewiesen.
Frage 2: Wie sehen Sie das aktuelle Angebot im Städtischen Nahverkehr in Magdeburg? Was läuft gut und was nicht?
Die Landeshauptstadt Magdeburg verfügt über einen attraktiven städtischen Nahverkehr. Für die Größe der Stadt ist vor allem das Straßenbahnangebot und damit das elektrisch betriebene Netz gut ausgebaut. Verbessert werden sollten Fahrzeiten, Umsteigebeziehungen, die Taktung auf einigen Strecken, die Bezahlsysteme sowie die Barrierefreiheit. Als Oberbürgermeister werde ich mich dafür einsetzen, den ÖPNV moderner und fahrgastfreundlicher zu gestalten.
Frage 3: Wie sollte der ÖPNV Ihrer Meinung nach in Zukunft in Magdeburg aussehen?
Jens Rösler: Magdeburg braucht einen gesunden Verkehrsmix aus Straße, Schiene, Rad- und Fußweg. Dabei soll der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) der wichtigste Verkehrsträger in Magdeburg werden. Das gilt vor allem in einer wachsenden und älter werdenden Stadt wie Magdeburg. Der ÖPNV verringert den Individualverkehr, senkt insgesamt den Schadstoffausstoß und entlastet die Parksituation in der Innenstadt. Ich möchte den ÖPNV daher attraktiver machen.
Frage 4: Im Vergleich zu anderen Städten ist Magdeburg eine sehr autoorientierte Stadt. Sollten die Angebote des ÖPNV mehr ins Bewusstsein der Magdeburger rücken und wenn ja, wie?
Jens Rösler: Die Angebote des ÖPNV sind in unserer Stadt an vielen Orten präsent, doch gilt es die Möglichkeiten einer sich rasant entwickelnden Medienlandschaft zu nutzen, um noch mehr Menschen für Bus und Bahn zu begeistern. Mit Online-Werbeaktionen könnten Rabatte für „Schnupper-Tickets“ verbunden sein.
Schon jetzt muss die Planung für autonome Kleinbusse begonnen werden, die zukünftig Menschen aus den Randgebieten zu den Hauptstrecken bringen.
Jens Rösler
Frage 5: In den letzten Jahren wurde in Magdeburg das Straßenbahnnetz erweitert. Welche weiteren Stadtteile sollten perspektivisch noch an den ÖPNV angebunden werden?
Jens Rösler: IKEA gilt es so schnell wie möglich wieder an das Straßenbahnnetz anzubinden. Perspektivisch will ich weitere Straßenbahnstrecken prüfen, vorrangig die Verbindungen Sudenburg – Ottersleben, Ottersleben – Reform und Kastanienstraße – Olvenstedt (Klinikum).
Die Erschließung der ostelbischen Wohngebiete südlich der Berliner Chaussee und östlich Cracaus soll mit einer Busverbindung über eine noch zu bauende Entlastungsstraße erfolgen.
Um Stadthalle und Hyperschale zu erschließen, muss es eine ständige Buslinie zwischen Breitem Weg/ Ernst-Reuter-Allee und Heinrich-Heine-Platz geben.
Schon jetzt muss die Planung für autonome Kleinbussen begonnen werden, die zukünftig Menschen aus den Randgebieten zu den Hauptstrecken bringen.
Frage 6: Die MVB hat in den Jahren bis 2019 massiv an Fahrgästen verloren. Was möchten Sie als zukünftige*r OB unternehmen, damit wieder mehr Fahrgäste den ÖPNV in Magdeburg nutzen? Welchen Modal Split streben Sie bis zum Ende der nächsten Amtszeit an?
Jens Rösler: Der ÖPNV ist wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Eine bedarfsgerechte finanzielle Ausstattung der MVB gehört für mich zu den elementaren Voraussetzungen. Wichtig ist die Verkürzung von Fahrzeiten und die Verbesserung von Umsteigebeziehungen. Als Oberbürgermeister werde ich mich für höhere öffentliche Zuschüsse für den ÖPNV gegenüber dem Bund, dem Land und dem Stadtrat einsetzen. Statt Fahrpreiserhöhungen soll es mehr Barrierefreiheit im ÖPNV, das kostenlose Schülerticket und perspektivisch auch ein Sozialticket für einkommensschwache Menschen geben (im Rahmen einer monatlich aufladbaren Guthabenkarte oder eines über ein Smartphone abrufbaren Monatsbetrages. Diese Maßnahmen werden den Anteil des ÖPNV gegenüber den anderen Verkehrsträgern stärken.
Ein großes Anliegen ist für mich der barrierefreie Ausbau der Haltestellen. Immer noch sind die Hürden für Familien mit Kinderwagen, für ältere Menschen und für Menschen mit Behinderungen zu hoch.
Jens Rösler
Frage 7: Seit dem 01.01.2022 ist gesetzlich vorgeschrieben, dass alle Haltestellen im ÖPNV vollständig barrierefrei sein müssen. Dennoch sind in Magdeburg derzeit mehr als die Hälfte der Haltestellen bei Bus und Bahn nicht barrierefrei. Was werden sie unternehmen, damit eine schnelle Barrierefreiheit im ÖPNV hergestellt wird? Wieviel Haltestellen sollten aus ihrer Sicht pro Jahr barrierefrei umgebaut werden?
Jens Rösler: Ein großes Anliegen ist für mich der barrierefreie Ausbau der Haltestellen. Immer noch sind die Hürden für Familien mit Kinderwagen, für ältere Menschen und für Menschen mit Behinderungen zu hoch. Bei zukünftigen Planungen soll darauf geachtet werden, dass es grundsätzlich ein Umsteigen der kurzen Wege gibt. Weil sich Planungsverfahren jedoch langwierig gestalten können, sollten an wichtigen Stellen in den Stadtteilen behelfsmäßige barrierefreie Haltestellen eingerichtet werden. Als Oberbürgermeister will ich mindestens zehn Haltestellen pro Jahr barrierefrei umbauen.
Frage 8: In den letzten Jahren musste die MVB massive Angebotseinschränkungen vornehmen: die Linie 8 wurde nahezu eingestellt, die Linie 3 verkehrt nur noch im 20-Minuten-Takt und nicht am Wochenende, auf den Buslinien wurde der 10- Minuten-Takt abgeschafft. Wie möchten Sie sicherstellen, dass die MVB in Zukunft ausreichend finanziert wird? Welchen Betrag sollte die MVB als jährlichen Zuschuss von der Landeshauptstadt Magdeburg erhalten, um einen modernen und zukunftsfähigen ÖPNV anzubieten?
Jens Rösler: Als Oberbürgermeister werde ich mich für eine auskömmliche Finanzierung des ÖPNV gegenüber dem Bund und dem Land einsetzen. Dazu gehört die Finanzierung notwendiger Investitionen und personeller Ressourcen. Magdeburg braucht mehr moderne und barrierefreie Busse, Bahnen und Haltestellen und gute Arbeitsbedingungen bei der MVB. Ohne mich auf einen Betrag festzulegen, muss der jährliche Zuschuss der Landeshauptstadt eine bedarfsgerechte Finanzierung gewährleisten.
Frage 9: Die MVB verfügt derzeit nicht über ausreichend Fahrzeuge, um alle Streckenabschnitte nach den Vorgaben des Nahverkehrsplanes zu befahren. So fährt die Linie 6 seit September 2021 zwischen Messegelände und Herrenkrug nur noch im 20-Minuten-Takt. Zwischen Rothensee und Barleber See ist auch neun Jahre nach dem Hochwasser der 10- Minuten-Takt noch nicht wieder hergestellt. Die Straßenbahnlinie zu IKEA wurde für 4 Jahre stillgelegt. Voraussichtlich 2024 stehen neue Straßenbahnen zur Verfügung, jedoch sollen gleichzeitig die ersten Niederflurstraßenbahnen verschrottet werden. Was möchten Sie unternehmen, damit die MVB in Zukunft über eine ausreichende Fahrzeugreserve verfügt?
Jens Rösler: Als Oberbürgermeister werde ich mich für bedarfsgerechte Investitionen in Bus- und Bahnfahrzeugtechnik einsetzen. Das heißt auch, dass nach der Beschaffung von neuen Fahrzeugen eine größere Reserve in den Depots verbleiben soll.
Frage 10: Fahrgäste beklagen häufig zu lange Fahrzeiten mit Bus und Bahn. Die Fahrer der MVB können oft den Fahrplan und Pausenzeiten nicht einhalten, da sie an vielen roten Ampeln anhalten müssen. Was werden Sie unternehmen, um die Fahrzeiten zu verkürzen, damit Fahrgäste schneller ans Ziel kommen? Wieviel Geld sollte für die Modernisierung und den Ausbau der Vorrangschaltungen aus Ihrer Sicht zur Verfügung stehen?
Jens Rösler: Grünes Licht für Bus und Bahn. Als Oberbürgermeister werde ich mich dafür einsetzen, die entsprechenden Vorrangschaltungen rechtskonform und bedarfsgerecht auszubauen. Hierfür ist u. a. in moderne Verkehrsleittechnik zu investieren.
Eine Zeitkarte für ein Jahr, die zum Preis von einem Euro pro Tag zum uneingeschränkten MVB-Fahren in Magdeburg berechtigt, wäre ein guter Weg, um die Attraktivität des ÖPNV in Magdeburg zu verbessern.
Jens Rösler
Frage 11: Welche Bedeutung hat nach Ihrer Meinung ein attraktives Tarifsystem im ÖPNV und wie sollte es aussehen? Unterstützen Sie die Einführung eines 365-Euro-Tickets?
Jens Rösler: Ein attraktives Tarifsystem im ÖPNV hat eine große Bedeutung für die weitere Entwicklung des ÖPNV in unserer Stadt. Einkommensschwache Menschen sollten hier besonders berücksichtigt und Mobilität für alle gewährleistet werden. Eine Zeitkarte für ein Jahr, die zum Preis von einem Euro pro Tag zum uneingeschränkten MVB-Fahren in Magdeburg berechtigt, wäre ein guter Weg, um die Attraktivität des ÖPNV in Magdeburg zu verbessern. Für sehr einkommensschwache Menschen werden aber neue Modelle von Zeit- und Kombitickets finanzierbarer sein.
Frage 12: In welchem Zeitraum möchten Sie das vom Stadtrat beschlossene kostenfreie Schüler*innenticket umsetzen?
Jens Rösler: Magdeburg braucht das Ticket. Meiner Auffassung nach soll bereits mit dem Beschluss zum Haushalt 2023 eine Umsetzung erfolgen.
Frage 13: Wie bewerten Sie die aktuelle Eisenbahnanbindung von Magdeburg?
Jens Rösler: Die Bahnanbindung Magdeburgs im Bereich der Fernzüge muss dringend verbessert werden. Dies ist insbesondere für die Wirtschaft, aber auch für die Magdeburgerinnen und Magdeburger selbst, von Bedeutung. Sehr wichtig ist für mich aufgrund der Gewerbeansiedlungen in Osterweddingen und am Eulenberg ein zweispuriger Ausbau der Bahnlinie Magdeburg-Halberstadt bis in den Westharz.
Frage 14: Derzeit sind mehrere neue Fernverkehrsverbindungen nach Magdeburg in Planung, viele davon leider erst in ferner Zukunft. Wie möchten Sie die Bahnanbindung von Magdeburg in den nächsten 4-5 Jahren verbessern und wie werden Sie zu einer schnelleren Verbesserung der Situation beitragen?
Jens Rösler: In Gesprächen mit dem Bund, der Deutschen Bahn und dem Land werde ich mich als Oberbürgermeister für notwendige Verbesserungen einsetzen. Die aktuelle Fahrzeiten mit einem Regionalexpress nach Berlin sind für eine Landeshauptstadt mit unserer geographischen Nähe unangemessen.
Ebenso sinnvoll wäre eine Beschleunigung der Zugverbindung nach Halle und Leipzig, um dort Anschluss an die neue Schnellstrecke Berlin-München bzw. den Flughafen in Leipzig zu bekommen. Dies alles darf dabei keinesfalls zu Lasten der Anbindung in Richtung Braunschweig und Hannover geschehen. Wichtig ist auch eine bessere Anbindung in Richtung Hamburg.